Mit Lanze in hist. Trainingsuniform auf Pferd sitzend
Blog,  Historisches Reiten

Mein Fortschritt beim Lanzenfechten in 2022

In diesem Beitrag behandeln wir mein Vorgehen zusammen mit meinem Fortschritt beim Lanzenfechten. Nach einiger Zeit der Vorbereitung, Recherche und auch Verbesserung meiner Reitkünste konnten meine Reitlehrerin und ich dazu übergehen, uns das Lanzenfechten langsam systematisch zu erarbeiten. Die verschiedenen Phasen werde ich hier in dem Artikel erläutern sowie die jeweiligen Quellen, auf die ich mich dabei bezogen habe. Zu den einzelnen Phasen sind auch immer wieder Videos zu sehen. So wird der Fortschritt und das Vorgehen bei der Erarbeitung Klarer. Vor dem Reiten stand jedoch erst das Nähen der richtigen Reithose wie auch das Anfertigen einer Übungslanze auf dem Plan. Diese wurden von Mal zu mal verbessert und angewandt. Auch wurden für die späteren Phasen Stechringe gebaut, um Zielübungen abhalten zu können.

 

Phase I – Die Anfänge

In der ersten Phase ging es darum sowohl das Pferd, als auch mich selbst an das Gefühl des Waffenreitens zu gewöhnen. Dazu haben wir Anfangs mit dem Kavalleriedegen 89 (KD89) unsere ersten Übungen gemacht. Auch haben wir den Vorschriften entsprechend zuerst mit kleinen Kreisen und dem Reiten von Achten angefangen. Erst im Schritt, dann zum Trab, bis wir uns schließlich sicher genug waren, es auch mal im Gallop zu versuchen. Für die Übungen haben wir nicht nur in die deutschen Vorschriften geschaut, sondern auch in die englischen. Anfangs war es zuerst etwas ungewohnt, aber dann ging es doch ziemlich gut. Einen weiteren Orientierungspunkt gab es beim sog. „Tent-pegging“ und „skill-at-arms“, was den Umgang mit den Waffen angeht.

Dann sind wir ziemlich schnell dazu übergegangen es auch mal mit der Lanze zu probieren, um langsam zum Lanzenfechten zu kommen. Dazu habe ich mir ein Exemplar in ziemlich genau den Maßen der Originale gebaut, um sowohl ein Gefühl für die länge, wie auch das Gewicht zu bekommen. Die Reitwege wurden etwas komplexer und wir haben uns zunächst als Zielobjekte die Hütchen vorgenommen. Dabei kam es bei den Treffern darauf an, den richtigen Abstand zu haben, die richtige Geschwindigkeit und auch die richtige Stelle an den Hütchen zu treffen, damit diese entsprechend umkippen konnten. in dieser Phase war die Lanze noch blank, d.h. ohne Fahne.

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Phase II – Stetiges Verbessern

Für den Nächsten Schritt habe ich wieder ein paar Sachen angefertigt, wie eine weitere Reithose. Ich erweiterte die Lanze um die richtige Flagge, an die das Pferd gewöhnt werden musste. Dazu kamen jetzt auch höhere Ziele, also Stechringe. Damit hatte ich in diesem Schritt sowohl Bodenziele, als auch Ziele in Körperhöhe zur Verfügung. Natürlich musste das Pferd hier ebenfalls wieder daran gewöhnt werden. Und auch das war wieder Schritt für Schritt herantasten. Langsames anfangen, vor allem weiter mit dem Handling der Lanze zu arbeiten. Das Lanzenfechten an sich wollten wir uns über die verschiedenen Übungen erarbeiten.

Dabei war es wieder wichtig, auf den richtigen Abstand zu achten, damit die Treffer ordentlich gesetzt werden konnten. Mit dem Wechsel zwischen hohen und niedrigen Treffern gab es ein weiteres sehr spannendes Element, das viel Abwechslung in unsere Übungen brachte. Zusätzlich war bei dem Wechsel der Treffer wichtig das Handling der Lanze zu verbessern, da ein konstanter Griffwechsel von Ober- zu Untergriff und zurück bei den unterschiedlichen Zielen sehr wicht war. Dabei gibt es drei verschiedene Techniken:

  1. Die Lanze kurz hochwerfen bzw. fallen lassen, um sofort mit der Hand wieder danach zu greifen
  2. Die Lanze unter dem Arm einzuklemmen, den Griffwechsel vorzunehmen und dann rauszudrehen, bzw. die Lanze einzudrehen, unter den Arm zu klemmen und den Griffwechsel vorzunehmen
  3. Die Lanze kurz mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand zu halten, um dann den Griffwechsel vornehmen zu können

Die erste Version ist dabei die Schnellste, aber auch die Riskanteste, da es bei dieser schnell passieren kann, das die Lanze aus der Hand fällt. In der zweiten Variation gibt es die höchste Sicherheit, dafür ist diese ziemlich kompliziert, übungsintensiv und dauert verhältnismäßig lange. Bei der letzen Variation habe ich festgestellt, dass es die intuitivste Variante ist. Doch bei dieser gibt es das Problem, dass dort die Zügelhand kurzfristig durch das Halten der Lanze blockiert wird. Bei den Griffwechseln steht also immer wieder ein Abschätzen im Raum, was gerade angebracht wäre. Natürlich spielt bei diesen auch mit rein, wie häufig welcher Griffwechsel mit der Lanze geübt wurde.

Einen weiteren Punkt machen die Handlingsübungen aus, auf die wir in der letzten Phase genauer eingehen.

 

Phase III – Der Jahresabschluss

In der letzten Phase sind wir zu ein paar Feinheiten übergegangen. D.h. ich habe verschiedene Aufgaben und Patterns nachgeritten, die mir meine Reitlehrerin vorgeschlagen hat. Dabei waren verschiedene Manöver nötig und sowohl die sichere Beherrschung des Pferdes, wie auch der Lanze. Um weiter meine Fähigkeiten an der Lanze auszubauen, habe ich auch bereits in der vorigen Phase mit Übungen zur Handhabung gearbeitet. Dabei gibt es zwei Grundübungen:

  1. Einmal die Lanze am seitlich ausgestreckten Arm um die Hand rotieren lassen
  2. Zum anderen die Lanze in der Hand am nach oben ausgestreckten Arm rotieren zu lassen

Bei beiden Möglichkeiten wird ein Gefühl für die Lanze, das Gewicht  und den Schwerpunkt erarbeitet. Dazu ist es wichtig, dass die Rotation so stark ist, dass die Lanze nicht nach unten fällt, ebenso wie nicht auf andere Art aus der Hand gleitet.

Um die Übungen sauber reiten zu können ist es weiterhin wichtig, dass eine gute Kommunikation mit dem Pferd stattfinden kann und ein gegenseitiges Verständnis und Vertrauen entsteht. So sind dann die unterschiedlichen Manöver, die natürlich graduell schwerer wurden und stark voneinander unterschieden. Insgesamt hat es schon gut geklappt, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns.

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Fazit und Ausblick für das Lanzenfechten

Rückblickend kann ich sagen, dass wir einen guten Start hatten. Dieser ging langsam los, aber mit einer steilen Lernkurve. Wir konnten viel testen, ausprobieren, und uns langsam auch mittels der Quellen, an unterschiedliche Übungen herantasten. Angefangen haben wir mit dem Kavalleriedegen, um uns zuerst daran zu gewöhnen, auf dem Pferd mit einer Waffe zu operieren.

Im nächsten Schritt sind wir zur Lanze übergangen, vorerst noch ohne Wimpel, um den Übergang von Klinge zu Lanze möglichst weich zu gestalten. Dabei haben wir uns für Trefferübungen erstmal auf die Bodenziele konzentriert, bevor wir Ziele auf zwei Ebenen angegangen sind. Im Fokus standen dabei jeweils die Kommunikation mit dem Pferd sowie das Handling mit der Lanze. Mal lag in einer Stunde der Schwerpunkt auf der einen, Mal auf der anderen Sache.

Zum Ende des Jahres haben wir uns an Feinheiten versucht, um zu sehen, welchen Stand wir erreicht haben. Dabei sind wir verschiedene Übungen geritten, um unsere Fähigkeiten beim Lanzenfechten weiter auszubauen. Insgesamt sind wir sehr gut vorangekommen, aber es liegt noch einiges an Tests, Experimenten und vor Allem dem Ausbauen unserer Fähigkeiten wie Erfahrungen vor uns. Schauen wir Mal, wie wir im Jahr 2023 weiterkommen. Zumindest können wir genau da weitermachen, wo wir aufgehört haben und das ist doch schonmal was gutes.

Es bleibt weiter spannend!

 

 

Quellen

Gedruckte Quellen:

D.V.E. Nr. 365: Vorschrift für das Fechten auf Hieb und Stoß, Berlin 1912.

Vorschrift für die Waffenübungen der Kavallerie, München 1891.

Cavalry Training 1912. Reprinted with amendments 1915, London 1915.

Gerhard Wanner: Die deutsche Stahlrohrlanze, Reutlingen 2005.

Heinrich Graf von Reichenbach (Ed.): Als Husar im I. Weltkrieg. Briefe, Tagebuchauszüge und Fotografien des Freiherrn Albrecht von Knigge, Berlin 2014.

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