Zwei Feldmützen in Detailaufnahme
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Die Feldmütze 1907

In diesem Artikel geht es um ein zwar kleines, dafür aber sehr ikonisches Uniformstück der Soldaten in der kaiserlichen Armee: Die Feldmütze, bzw. das Krätzchen als Spitzname dieser Kopfbedeckung. Zunächst wird die Geschichte und Entwicklung der Feldmütze erklärt. Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird auf die Besonderheit der Feldmütze eingegangen, insbesondere die der Kavallerie und der Husaren. Dazu gibt es auch ein Video, wobei dort neben der Feldmütze auch die Kokarden behandelt werden, zu denen es aber auf dieser Seite einen eigenen Beitrag gibt.

 

Die Feldmützen 1800-1850

Vor der beginnenden Neuuniformierung war die Form dieser Feldmützen schon längere Zeit in Gebrauch. Umgangssprachlich wurde die Feldmütze auch Krätzchen genannt. Diese Bezeichnung für die historische militärische Kopfbedeckung war natürlich nicht offiziell, wurde aber sehr häufig verwendet. Die offizielle Bezeichnung während des deutschen Kaiserreichs war: Feldmütze für Mannschaften. Diese schirmlose Mütze wurde von preußischen und deutschen Soldaten getragen und war in der Regel bei Mannschaften und Unteroffizieren ohne Portepee zu sehen.

Die ersten Feldmützen wurden 1808 eingeführt, die statt der Lagermützen in Gebrauch kamen. Bei der Linie waren diese zunächst grau, bei der Garde aber blau. Dabei hatten die Mützen jeweils einen daumenbreiten Rand, besetzt in der Kragenfarbe des jeweiligen Regiments. Auch hatte diese eine Klappe, die heruntergeschlagen werden konnte, um damit Hals und Nacken zu schützen. Im Jahr 1814 kam die A.-K.-O. vom 21.04., die eine neue Probe genehmigte und diese Klappe abschaffte. Die A-.K.-O. vom 31.05.1814 ergänzte den Vorstoß am Deckel, welcher in der Farbe des Besatzes gehalten werden sollte. Im Jahr 1816 wurde der Kragen der Infanterie allgemein rot gehalten, wodurch Besatz und Vorstoß bei den Feldmützen der Infanterie ebenfalls in Rot gehalten wurden. Jedoch nicht bei der Kavallerie, bei denen sich die Vorstöße und Farben weiterhin in unterschiedlichen Farben gestalteten.  Das Jahr 1822 brachte durch die A.-K.-O. vom 21.01. für die Linienregimenter die blauen Feldmützen, die die grauen ablösten. Die Kriegsmäßige Verordnung vom 4.11.1842 bestimmte, dass auf dem Besatzstreifen die schwarz-weiße Kokarde angebracht werden sollte, darüber seit dem 21.03.1848 die schwarz-rot-goldene, die aber durch die kriegsm. Verodn. am 19.04.1850 bei den Feldmützen wieder abgeschafft wurde. (vgl. dazu: Pietsch, Uniformierungsgeschichte, Bd. 1, S. 48.)

Bei den Husaren verhielt es sich so, dass die Feldmütze anfangs grau war, mit einem Randstreifen. Der Deckelvorstoß wurde ebenfalls 1814 eingeführt und war ebenso wie der Randstreifen in Dolmanfarbe. 1822 veränderte sich die Mütze so, dass diese selbst in Dolmanfarbe gehalten wurde, Besatz und Vorstoß jeweils die Farbe des Kragens annahmen. Es gab einige Regimenter, die ihren Kragen in den Grundfarben hatten, wodurch Rand und Deckel in weiß oder gelb gehalten wurden. 1832 änderte sich der Besatz wieder in die vorherige Farbe. In den 1840ern gab es einige farbliche Veränderungen bei den Regimentern der Garde, dem HR 3, dem HR 5 sowie dem HR 10. Der 22.12.1853 brachte eine weitere Veränderung für alle Mützen, denn „man [versah] den Rand aller Mützen, wie bisher bei 2, 9, 12 mit gelben oder weißen Vorstößen und auch um den Deckel trat, statt des farbigen, allgemein ein solcher, zugleich hatte bei Regt 4 der Besatzstreifen eine braune Farbe bekommen.“ (Pietsch, Uniformierungsgeschichte, Bd. 2, S. 90)

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Die Feldmützen 1850-1907

Eine Bestimmung über die Größe des Deckels findet sich durch die A.-K.-O. vom 16.03.1867, die bestimmte, dass der Deckel nur 1/2 Zoll breiter als der Rand sein sollte. Weitere Bestimmungen finden sich im Jahr 1867 durch die Beschlüsse der norddeutschen Staaten, die sich vor allem auf die Kokarden und deren jeweilige Verwendung in den verschiedenen Regimentern regelte. Hier wurde bereits eingeführt, dass einige Staaten neben ihrer eigenen Kokarde auch die Preußische zu tragen hatten, da die Wehrpflichtigen dieser Staaten in preußische Regimenter eingestellt wurden, das waren: Lippe-Detmold (Füs.R. 55), Schaumburg-Lippe (Füs.R. 55), Schwarzburg-Sondersh.(I. 71), Bremen (I. 75), Hamburg (I. II. 76), Lübeck (Füs.R. 76) und Waldeck (Füs.R. 83). Am 5.11.1867 wurde durch die kriegsm. Verordn. bestimmt, dass die preußische Kokarde stets auf dem Besatzstreifen sitzen sollte, die Landeskokarde darüber auf dem Tuch.

Die Einführung der Reichskokarde am 22.03.1897, die jetzt über dem Besatzstreifen auf dem Tuch angebracht werden sollte, änderten sich durch Sonderbestimmungen wieder. Neben der Reichskokarde sollte jeder dienende Soldat, ob Offizier oder Mannschaftler war dabei unerheblich, nur die Kokarde des Truppenteils anlegen, in dem er jeweils diente. Außeretatsmäßig durften sich die Unteroffiziere eine Feldmütze mit biegsamen Lederschirmen beschaffen, wie es in der kriegsm. Verord. v. 28.6.1873 bestimmt wurde. Dort ist ebenfalls zu lesen, dass den Unteroffizieren neben der Feld- eine Dienstmütze aus feinerem Tuch mit Schirm versehen und zusätzlich noch gesteift geliefert wurde. Außer Dienst war solch eine Mütze auch den Mannschaften der Fußtruppen erlaubt. (vgl. zu diesen beiden Abschnitten Pietsch, Uniformierungsgeschichte, Bd. 1, S. 49-50.)

 

Die Feldmützen von 1907-1919

Das Muster der Feldmütze wurde mit der Neuuniformierung, wie diese seit 1907 langsam durchgeführt wurde, beibehalten. Ausgegeben wurden die Proben der feldgrauen Mannschaftsfeldmütze am 19.04.1907 für die Infanterie und die Pioniere durch das preußische Kriegsministerium. Für die anderen Waffengattungen wurden die Proben bei der Einführung der jeweiligen Felduniform ausgegeben. Die Farben änderten sich, da das Grundtuch ab jetzt in Feldgrau gehalten wurde. Die frühere breite Palette von Farben der unterschiedlichen (Kavallerie)-Regimenter fand sich nun in den Vorstößen und Besatzstreifen wieder. Vor allem die traditionellen Farbenfrohen Uniformen der Kavallerie wurden in diesen Mützen weiter behalten. Das beste Beispiel dafür sind tatsächlich die Feldmützen der Husaren. Also schauen wir uns einmal die vorherige Uniform der Husaren Nr. 8 an:

Wie im Reglement nachzulesen und besonders sowohl an den erhaltenen Uniformstücken sowie den Zeichnungen zu sehen, war die Uniformfarbe der 8. Husaren ein dunkles Blau, mit weißen Soutachen, Verschnürungen und kleineren Verzierungen. Bei näherem Blick auf die Uniform und einiger Stücke wie der vorherigen Feldmütze, der Pelzmütze, dem Mantel und der Schabracke findet sich ein Hellblau, das sich an Besatzstreifen, Kragenpatten, Kolpak und weiteren Highlights befindet, wie auch im Bild zu sehen ist.

Schauen wir jetzt auf die feldgraue Version der Feldmütze, die bei den Husaren übrigens erst 1910 eingeführt wurde, da sich die offiziellen Stellen gerade bei den Kavallerieeinheiten nicht so schnell einigen konnten, sehen wir die folgenden Farben: Dunkelblau als Besatzstreifen, umrahmt von weißen Paspelierungen, wie auch der Mützendeckel weiß gehalten wurde. Als zweite Paspelierung, die als Besonderheit lediglich die Husaren-Regimenter hatten, kann hier das Hellblau ausgemacht werden. Mit einem Blick auf die anderen Husaren-Regimenter sehen wir, dass eben genau diese zweite Paspelierung in der Regel diesen Sekundärfarben der früheren Uniformen entsprach.

 

 

In einem weiteren Vergleich mit den anderen Truppenteilen ist schnell zu erkennen, dass die Besatzstreifen und Paspelierungen hier und da eine grobe Orientierung erlaubten. So hatten alle technischen und Artillerietruppen ein schwarzen Besatzstreifen umrahmt von roten Paspelierungen, die Infanterie hatte ein roten Besatzstreifen ohne Paspel und eine rote Paspel auf dem Mützendeckel. Interessanterweise hatten die meisten Ulanen-Regimenter, eine andere Art der Kavallerie, exakt die gleichen Farben wie die Infanterie, also roter Besatzstreifen und rote Paspel am Mützendeckel. Die Jäger-Regimenter hatten ein grünes Band an der Feldmütze, das Grundtuch war aber Grüngrau. Innerhalb der anderen Regimenter, insbesondere der Kavallerie gab es eine extrem große Variation an Möglichkeiten, wie die Farben der Feldmütze auftreten konnten.

Nur war die schirmlose Feldmütze nicht nur wenig kleidsam, sondern galt auch als unpraktisch, denn bereits 1913 stellte das preußische KM fest, dass die Mannschaftsmützen unbedingt Schirme erhalten müssten, damit zum einen die Augen einen besseren Schutz hatten und zum anderen den Mützenstoff vor zu starker Abnutzung bewahren zu können, denn die Mannschaften müssten den Stoff der Mütze oft mit schwitzigen Händen anfassen. Auch die Bestimmungen zur Neuuniformierung durch die A.-K.-O. vom 21.09.1915 gewährten den Gefreiten und Gemeinen lediglich bei ihren eigenen Mützen einen feldgrauen Schirm, während die etatmäßige Mütze weiterhin ohne Schirm blieb. Am 24.04.1917 wurde es weiter durch das preußische KM untersagt Lederschirme aufgrund der Knappheit zu besorgen, sondern diese durften nur noch aus Vulkanfieber, Pappe oder anderen Ersatzstoffen gefertigt werden. (vgl. zu diesem Abschnitt: Kraus, Uniformierung, Bd. 1, S. 130-131)

 

Die Einheitsfeldmütze ab 1917

Nun waren die Feldmützen immer noch farbig, was der Tarnwirkung der restlichen Uniformen entgegenwirkte. Also mussten diese getarnt werden, was bereits im zweiten Kriegsjahr durch die Einführung eines Mützenverdeckbandes geschah und sich dabei besonders auf die vorderen Linien konzentrierte. Da es aber zu einer Verknappung der Webwaren kam, mussten diese wieder eingespart werden. Dies führte am 20.07.1917 zur Einführung der Einheitsfeldmütze in Preußen. Dabei erhielt die Einheitsfeldmütze einen Besatzstreifen und Vorstoß um den Mützendeckel einheitlich aus resedagrünem bzw. feldgrauem Abzeichentuch. Somit konnte die Mütze auch im Felde ohne weitere oder auch zusätzliche Tarnung getragen werden, wodurch das Mützenverdeckband fortfiel. Die Proben dazu wurden vom preußischem KM am 31.08.1917 ausgegeben. Doch zunächst mussten die alten Bestände an bereits gefertigten Feldmützen aufgebraucht werden, bevor die neuen ausgegeben wurden. Hinzu kommt, dass vor allem die Kavallerie-Regimenter sehr stolz auf ihre Tradition waren. So versuchten sie oft um jeden Preis ihre alten Stücke zu behalten oder sogar privat zu erwerben, um ihren Status als Kavallerie zu zeigen und zu verteidigen, auch wenn einige der Kavallerieregimenter später ihre Pferde abgeben mussten und in Fußkavallerie-Regimenter umgewandelt wurden. Diese Entwicklung könnte das Traditionsverständnis der Kavallerie noch mehr befeuert haben.

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Fazit

Wie wir gesehen haben stammt das ursprüngliche Mützenmodell aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Eingeführt wurde es in der Form, in der es im Ersten Weltkrieg noch genutzt wurde, bereits 1814. Es folgten dann vor allem Änderungen in den Farben, einmal im Durchmesser des Mützendeckels. Davon ab wurde diese Mütze durch das 19. Jahrhundert hindurch in dieser Form durch die preußische Armee genutzt. Bei der Einführung der feldgrauen Uniform kam es bei den Feldmützen der Husaren zu einer Erweiterung der Paspelierungen am Besatzstreifen. Feldmützen mit Schirmen durften durch die Soldaten privat beschafft werden, wurden aber im Dienst weniger getragen, sondern eher bei Ausgang.

Insgesamt waren gerade die Feldmützen der Kavallerie und insbesondere der Husaren eine Erinnerung an ihre alten farbenfrohen Uniformen, die mindestens noch bis Mitte/Ende 1917 überleben konnte, wenn nicht sogar darüber hinaus. Daneben ist gerade diese Form der Feldmütze, so unpraktisch diese auch gewesen sei, ein immer noch ikonisches Kleidungsstück, das uns an den Ersten Weltkrieg erinnert. Zumal uns diese Mütze massenhaft auf allen Arten von Medien begegnet, wie Fotographien, Bilder, Kunstwerke, Filme usw. Sie ist untrennbar mit den Soldaten des Ersten Weltkrieges verbunden.

 

Quellen

Gedruckte Quellen:

Pietsch, Paul: Formations- und Uniformierungsgeschichte des preußischen Heeres 1808-1910, Berlin 1911, Band 1 und 2.

Kraus, Jürgen: Die Feldgraue Uniformierung des deutschen Heeres 1907-1918, 2. Auflage, Wien o.J., Band 1 und 2.

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